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Ansiedlung in Argentinien - "Newsletter Nr. 4"

Dieser Newsletter ist auch als PDF verfügbar.

Samambaia, 27.07.2007

Die Zeit ist (auch) eine Abfolge von Ereignissen. Seit dem 29. März ist wieder vieles Wichtiges und weniger Wichtiges passiert (Aufzählung auch diesmal ohne Wertung und Kommentar):

  • Der TGV stellt einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge auf (574,7 km/h)
  • In Blacksburg/USA verübt ein Student einen Amoklauf mit 32 Toten
  • Der ehemalige russische Präsident Boris Jelzin stirbt im Alter von 76 Jahren
  • Auch der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker stirbt, er wurde 94
  • Der April 2007 geht als einer der drei trockensten seit 1864 in die Jahrbücher der Schweiz ein
  • Nicolas Sarkozy wird französischer Präsident; im zweiten Wahlgang stimmten 53,06 % für ihn
  • DaimlerChrysler verkauft seine amerikanische Tochter Chrysler für 5,5 Mrd. ?
  • Das historische Segelschiff Cutty Sark brennt im Trockendock liegend aus
  • Erneute Unwetter über weiten Teilen Europas verursachen wieder Überschwemmungen
  • Das Schweizer Segel-Team Alinghi gewinnt auch den America's Cup 2007, dies mit 5:2 Siegen
  • Roger Federer gewinnt zum fünften Mal in Folge den Final der Wimbledon Championships
  • Im Juli 2007 fällt erstmals seit 89 Jahren in Buenos Aires wieder einmal Schnee
  • Und und und
  • Ach ja, dann war da noch dieser Harry äh, Dings. Potter

Die Details der oben aufgeführten Ereignisse sind wahrscheinlich bekannt, oder können zum Beispiel im Internet nachgelesen werden. Über das, was bei uns während dieser Zeit lief und über unsere persönlichen Erlebnisse hier in Misiones, können wir diesmal Folgendes berichten:

  • Die Unterstützung des lokalen Gesundheitswesen
  • Unser Bau macht langsame Fortschritte
  • Erfrischendes Frühstück
  • Für kulinarisch Heimwehkranke
  • Wundersame Vermehrung
  • Sammelsurium

Die Unterstützung des lokalen Gesundheitswesen

Es wird einem manchmal nicht leicht gemacht, Hilfe zu leisten. Sei es, dass Behörden sich quer stellen (wie die Zollbehörden, siehe dazu Newsletter Nr. 1), die betroffenen Personen manchmal etwas gar gleichgültig sind, oder dass benötigtes Material schlicht nicht geliefert wird (oder geliefert werden kann?). Da bekommt man halt oft und wiederholt das weltberühmte Wort "mañana" zu hören. Nach Wörterbuch bedeutet dieser Ausdruck bekanntlich ja "morgen", gemeint sein kann damit aber auch "nächste Woche", oder "nächsten Monat", oder...

So erging es Beatriz mit den Medikamentenschränken, welche für die Salitas in Los Helechos und Sargento Cabral im März bestellt wurden. Versprochener Liefertermin: April 2007. Nun endlich, über 3 Monate nach dem abgemachten Termin sind die Schränke da! Gerade noch rechtzeitig, um in diesem Newsletter die "Vollzugsmeldung" platzieren zu können. Wenigstens blieben die Preise fest und folgten nicht der Teuerung.

Der vorgesehene Ersatz des Wasseranschlusses für die Salita Tamanduá konnte bis jetzt noch nicht realisiert werden. Man wartete auf irgendeine Behörde, ob diese den Ersatz vielleicht in ihrer Regie ausführen würde. Seit einer Woche wissen wir, daraus wird nichts.
Nun haben wir das notwendige Material, 150m Schlauch mit Zubehör, gekauft. Hoffen wir, dass die Verlegung dann etwas zügiger erfolgt...

Daneben laufen die üblichen Lieferungen von Verbrauchsmaterialien an die Salitas in Guaraní, Tamanduá, Los Helechos und Sargento Cabral wie gehabt.

Wir möchten es nicht versäumen, auch hier für die immer wieder eingehenden Spenden Danke zu sagen. Es ist schön zu erleben, wie der Gedanke, wo nötig Hilfe zu bringen, zum Mithelfen animiert.
Leider müssen wir Angebote Materialien zu schicken, wegen den für uns unverständlichen Einfuhrbestimmungen und dem bedauerlichen Verhalten der Behörden ablehnen. Der Aufwand zeitlicher, nervlicher und nicht zuletzt auch finanzieller Art (Zoll, Transportkosten) ist zu gross, um die an sich sehr interessanten Angebote (Spitalbetten, Spitexmaterialien, Medikamente) wahr zu nehmen. Schade!

Fortsetzung im nächsten Newsletter...

Unser Bau macht langsame Fortschritte

Beim Schreiben des letzten Newsletters glaubten wir, in diesem Newsletter von der Aufrichte, vom Richtfest berichten zu können. Leider hat sich, vornehmlich wetterbedingt, die Fertigstellung des Rohbaus verzögert. Deshalb gerät dieser Abschnitt zu unserem Bedauern eher kurz.

Stand des Hausbaus
Stand des Hausbaus

Zurzeit sind die Verputzarbeiten im Gange, der "Plomero", also der Sanitärinstallateur ist am Rohre verlegen, die Montagerahmen für die Fenster werden versetzt und wenn alles klappt, sollten in den nächsten Tagen die Arbeiten am Dachstuhl beginnen können.
Juancho, unser Obermaurer, ist selber auch schon etwas ungeduldig. Vermutlich wünscht er sich für das Weiterarbeiten ein Dach über den Kopf.

Es ist für die Arbeiter zurzeit auch wirklich nicht besonders angenehm. Am Morgen früh, wenn sie von Oberá mit ihren Motorrädern hierher fahren, herrschen meistens Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Und erst wenn die Sonne schon höher am Himmel steht, tauen die Armen langsam wieder auf. Trotzdem sind sie unentwegt am Arbeiten. Dankbar nehmen sie dann den heissen Mate cocido (Matetee) an und versuchen sich damit von innen zu wärmen.

Wir hoffen sehr, dass die nächste Zeit uns ein möglichst trockenes Wetter beschert, damit unser Einzugszieltermin von Ende Oktober gehalten werden kann.

Erfrischendes Frühstück

Wie wir hören und im TV hin und wieder auch sehen, ist das Wetter in Europa trotz Sommer nicht besonders erspriesslich. Die Temperaturen gehen anscheinend rauf und runter, wie ein Jojo.
Nun, auch bei uns ist das Wetter nicht sehr beständig. Und zudem herrscht hier zurzeit ja bekanntlich Winter. Da ist es nicht erstaunlich, dass wir des Öftern auch recht kalte Nächte mit Frost erleben.

Gut, der Schnee ist nur bis Buenos Aires gekommen (siehe Einleitung). Trotzdem spüren wir die Kälte recht stark. Unser provisorisches "Frühstückszimmer" (soll ja dann in Zukunft Rainers Werkstatt sein) ist nicht beheizt (wer heizt schon eine Werkstatt). An einigen Tagen im Juli durften wir jeweils bei ca. 8°C frühstücken (Ende Mai waren es noch "warme" 10-12°C gewesen), sehr erfrischend!

Aber auch daran gewöhnt man sich. Doch ehrlich gesagt, wir freuen uns wirklich darauf, im neuen Haus mit dem Schwedenofen den nächsten Winter anzugehen. ;-)

Für kulinarisch Heimwehkranke

Enrique Weber bei der Produktion von Bratwürsten
Enrique Weber bei der Produktion von Bratwürsten

Argentinien bietet neben vielfältiger Natur, imposanten Reisezielen und interessanten Menschen auch eine reichhaltige und abwechslungsreiche (da multinationale) Küche:
Verschiedenste Fleisch- und Fischspezialitäten, frisches Obst und Gemüse, unterschiedlichste Salate und herzhafte oder auch süsse Backwaren. Für jeden Geschmack findet sich etwas.
Einzig für den Vegetarier ist das Angebot leider etwas eingeschränkt. Doch auch er lässt sich hier zufrieden stellen.

Trotz diesem umfassenden Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten kann es vorkommen, dass der Reisende hin und wieder den Wunsch nach der von Kindsbeinen auf gewohnte Nahrung verspürt.

Was dem Amerikaner sein Hamburger oder dem Italiener seine Pizza ist, bedeutet dem Schweizer die Cervelat oder auch die Bratwurst. Da ist es sicher tröstlich zu wissen, das gibt es auch hier! Und zwar hier in Oberá.

Enrique Weber, (natürlich) ein Cousin von Beatriz, hatte sich in der Schweiz mit Erfolg (an der Lehrabschlussprüfung glänzte er mit einer Gesamtnote von 5½ bei einem Maximum von 6!) als Metzger ausbilden lassen und war vor einigen Jahren, unter Mitnahme der notwendigen Geräte und Maschinen, hierher zurückgekehrt, um sich eine Existenz aufzubauen.

Nun betreibt er hier eine Wursterei und kann seine Produkte auch ausserhalb Oberás verkaufen.
Neben den für einen Schweizer obligaten Cervelats und Bratwürsten beinhaltet das Angebot auch Landjäger, Schüblige, Fleischkäse, die verschiedensten Aufschnittsorten, aber auch Rauchfleisch und (als Geheimtipp, bitte für sich behalten!) Würste aus Büffelfleisch. Dazu hält er für seine Stammkundschaft (wir gehören erfreulicherweise auch dazu) hervorragend zarte Filets von Kalb, Rind, Schwein und eben auch Büffel (unser Favorit) bereit.
Aber nicht nur der Schweizer findet sich hier wieder, nein, seit kurzem gibt es auch Bock- und Weißwürste. Da lacht auch des Deutschen Herz...

Was wir irgendwie, zumindest als unbedarfte Europäer, nicht nachvollziehen können, ist die Preisgestaltung. Da kostet (bei einem normalen Metzger) ein Kilogramm Asado, also Rindsrippen, davon sicher der Hälfte Knochen und Fett, zwischen 9 und 12 Pesos (10 Pesos sind knapp 4 Franken). Die Wurstwaren, aber auch die Filets erhält man ebenfalls für nur 10 bis 12 Pesos das Kilogramm.
Na, wir nehmen es so wie es ist und geniessen die Filets

Das
Das "Standard"-Angebot an Wurstwaren

Wundersame Vermehrung

Seit dem 25. Mai ist unsere Missy Tante!
Leica, ihre angeblich unfruchtbare! Halbschwester (aus einem früheren Wurf), welche wir von Beatriz Eltern "adoptiert" hatten, brachte nun plötzlich auch Junge zur Welt.
So Hundewelpen sind ja wirklich niedlich. Nur haben sie die Angewohnheit zu wachsen und mit ihnen wächst auch ihr Appetit. Deshalb sind wir froh, dass wir bis auf ein Kleines die jungen Hunde weggeben konnten.

Lexi, so heisst die Kleine, hat sich in diesen rund zwei Monaten erstaunlich entwickelt. Wenn sie mit ihrer Tante Missy spielt, knurrt und bellt sie schon wie eine Grosse. Sie piesackt Missy mit Beissen und Kratzen, und lässt uns zweifeln, ob nicht Hexi der passendere Name gewesen sei. Nur wenn es der Missy dann plötzlich zuviel wird und sie etwas grob zurückschnappt, oder die Kleine einfach überrennt, jault Lexi rum, als sei sie völlig unschuldig misshandelt worden.

Missy wiederum ist im schönsten Flegelalter und mächtig gewachsen. Sie hat ihre Mutter an Grösse bereits erreicht. Auch haben sich ihre Fertigkeiten beim Bellen markant verbessert. Beinahe schon zu markant...
Für einen guten Wachhund fehlen ihr allerdings noch einige "Feinheiten". Sie bellt los, wenn Leica herankommt (wozu bloss, gehört diese nicht doch auch hierher?), dafür wird das Erscheinen eines Fremden eher mit Schweigen quittiert (den kenn ich nicht, also bleib ich still?).
Wir hoffen, sie lässt sich diese Feinheiten noch beibringen!

Mutter Leica mit Lexi
Mutter Leica mit Lexi
Lexi lässt nicht so schnell wieder los...
Lexi lässt nicht so schnell wieder los...

Aller guten Dinge sind Drei. Da wir nicht vorhaben, ein Hundezuchtunternehmen aufzubauen, werden wir in Zukunft wohl Vorsicht walten lassen müssen und dem Vermehrungstrieb unserer Schätzchen rechtzeitig einen Riegel schieben...

Sammelsurium

  • Im ersten Newsletter (vom 23. Oktober 2006) hatten wir noch ganz naiv geschrieben "... warten wir nur noch auf Rainers argentinische Identitätskarte (DNI). Diese sollte in den nächsten Wochen ... eintreffen." Nun, wir warten immer noch. Seit der Anmeldung im September 2006 ist Rainer mit einem provisorischen, für 180 Tage gültigen "Ausweiszettel" ausgestattet. Auf Anfrage wegen dessen abgelaufener Gültigkeit und möglicher Konsequenzen deswegen erhielten wir ein freundliches "ach, das macht nichts" zur Antwort.
    Vielleicht taucht das ersehnte Dokument bis vor den nächsten Wahlen (Ende Jahr) auf. Das wäre schon sehr hilfreich, denn ohne DNI ist man hier nur ein halber Mensch
  • Trotz der offiziellen Unabdingbarkeit eben dieses DNI (Documento nacional de identidad) für die Ausstellung weiterer Ausweise erhielt Rainer bereits im Januar anstandslos einen argentinischen Fahrausweis. Wir hoffen, dass nicht mal bei einer Kontrolle deswegen Probleme entstehen! Aber sobald irgendwann das DNI da ist, wird der Fahrausweis dann flugs umgeschrieben.
  • Die Verzollungs- beziehungsweise "Nationalisierungsprozedur" für den mitgebrachten Lastwagen ist seit dieser Woche so ziemlich abgeschlossen. Dies erstaunliche zehn Monate nach der eigentlichen Einfuhr im September 2006 in Buenos Aires. Bis auf ein Papier ist nun alles, inklusive der Kontrollschilder in unseren Händen.
    Nach diesen Erfahrungen würden wir bei einer nächsten Auswanderung sicher kein Motorfahrzeug mehr mitnehmen wollen
  • Die Ernte der späten Sorte Erdnüsse ist unterdessen auch vorbei. Wir sind über die Menge der geernteten Früchte überrascht. Auch wenn wir noch nicht in die Verlegenheit kommen werden, den Weltmarkt mit unseren Erdnüssen zu überschwemmen, sieht es so aus, als ob wir mehr als genug für unseren Eigenbedarf bis zur Ernte im nächsten Jahr einsacken konnten.
  • Noch einen guten Monat und wir können unser erstes "Einwanderungsjubiläum" feiern. Dann sind wir vor ungefähr so vielen Wochen hier eingewandert, wie andere aus Beatriz' Familie vor Jahren. Im Mai feierten nämlich die Scheggs (Vaterseite) ihr 70-jähriges und im Juli die Webers (Mutterseite) ihr 60-jähriges Jubiläum ihrer Einwanderung in Argentinien!
    Da müssten wir also schon sehr, sehr alt werden, um ebenfalls einmal ein solches Jubiläum begehen zu können

Damit wäre auch der vierte Newsletter vollendet. Wir hoffen, dass für jede Leserin, jeden Leser etwas Interessantes dabei ist. Reaktionen darauf nehmen wir, wie immer, gerne entgegen ;-)

Wenn nichts dazwischen kommt, publizieren wir den nächsten Newsletter so im Laufe des Novembers 2007 auf unserer Homepage. Dies werden wir dann rechtzeitig mit einem Rundmail informieren.

Bis dann und herzliche Grüsse aus dem fernen Süden
Beatriz Schegg de Winkler und Rainer Winkler

Dieser Newsletter ist auch als PDF verfügbar.