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Leben in Argentinien - "Newsletter Nr. 6"

Dieser Newsletter ist auch als PDF verfügbar.

Samambaia, 12.10.2008

Wie im Newsletter Nr. 5 angekündigt, möchten wir nun das Augenmerk auf unsere nähere und auch etwas entferntere Umgebung richten.
Misiones, wie auch ganz Argentinien, bietet ein Fülle Interessantes, Bestaunens- und Besuchenswertes.

Allerdings werden wir gewisse Rubriken der ersten Newsletter natürlich nicht vernachlässigen. Hier der Inhalt:

  • Ein grosses Wasser - Las Cataratas del Iguazú
  • Ruinen, aber was für welche
  • Die Unterstützung des lokalen Gesundheitswesens
  • Die örtliche Schule hat es auch nötig
  • Sammelsurium

Ein grosses Wasser - Las Cataratas del Iguazú

Die Nordgrenze unserer Provinz Misiones zu Brasilien verläuft entlang dem Fluss Iguazú (span.), bzw. Iguaçu (port.). Der Name kommt aus der Indiosprache Guaraní und bedeutet "Grosses Wasser".
Wenige Kilometer bevor sich der Iguazú mit dem Rio Paraná vereinigt und dort das Dreiländereck Argentinien, Brasilien, Paraguay bildet, entstand vor ca. 135 Millionen Jahren durch einen Bruch im vulkanischen Basaltgestein die Bühne für ein Naturschauspiel, welches seines Gleichen sucht.

Auf einer Länge von rund 2,7 km stürzen gewaltige Wassermassen, welche bei längeren Regenfällen bis auf 6500 m³/s ansteigen können (zum Vergleich der Rheinfall: 700 m³/s), in 270 Kaskaden über die mehr als 70 m hohen Felsstufen hinab. Der oberhalb der Fälle so ruhig und träge in breiten Mäandern dahin fliessende Iguazú verwandelt sich durch den Fall in die enge Schlucht in ein brodelndes, tosendes und schäumendes Ungeheuer.

Cataratas-Luftaufnahme
Cataratas-Luftaufnahme

Für die Stämme der Tupi-Guaraní und der Paraguas stellten die Wasserfälle über Jahrtausende eine heilige Bestattungsstätte dar.

Cataratas_Garganta lejo
Cataratas_Garganta lejo
Cataratas_Garganta
Cataratas_Garganta

Im Jahre 1541 entdeckte als erster Europäer der Spanier Álvar Núñez Cabeza de Vaca (Kuhkopf) die Fälle auf der Suche nach einem Weg durch Brasilien zum Rio de la Plata.
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts errichtete der argentinische Staat einen rund 670 km² grossen Nationalpark, der 1984 in das Weltnaturerbe der UNESCO aufgenommen wurde.

 
Cataratas_San Martin
Cataratas_San Martin

 
Heute ist sowohl auf der argentinischen, wie auch auf der brasilianischen Seite der Fälle das Gebiet touristisch voll erschlossen. Dies hat seine guten, aber allerdings auch seine weniger guten Seiten.

Cataratas_San Martin Chico
Cataratas_San Martin Chico
Cataratas_Dos Hermanas
Cataratas_Dos Hermanas
 
Cataratas_Cuervo
Cataratas_Cuervo

Um die Schönheit der Fälle und der sie umgebenden Natur aufnehmen zu können, braucht es seine Zeit und die notwendige Musse. Da schätzt man sicher die Möglichkeiten von Unterkunft und Verpflegung in unmittelbarer Nähe, und auch die zur Verfügung stehenden Transportmittel, wie die Schmalspurbahn zur Garganta del diablo (Teufelsrachen, Hauptteil der Fälle), oder auf der brasilianischen Seite der Shuttle-Bus. Auch sind die gut angelegten und gesicherten Urwaldpfade angenehm und lassen die etlichen Kilometer zu Fuss leichter erscheinen.

Dass allerdings diese Annehmlichkeiten auch ihren Preis haben, spürt der Besucher direkt im Geldbeutel. Zwar sind die Preise für Europäer noch akzeptabel, aber im Verhältnis zu den landesüblichen Kosten für Essen und Unterkunft ist der Besuch der Wasserfälle (vor allem auf der brasilianischen Seite) kein Schnäppchen...
Auch sind die angegliederten touristischen Angebote (wenigstens unserer Meinung nach) wie Hubschrauberrundflüge, Hillclimbing, Motor-Schlauchbootfahrten, 4x4-Touren und Ähnliches eigentlich unnötig, bietet doch die Natur schon genügend Beschäftigung für Geist und Körper.

 

Neben dem allgegenwärtigen Wasser, welches sich nicht nur optisch, sondern auch akustisch und haptisch (Regenschutz empfiehlt sich, man wird immer wieder mal nass...) bemerkbar macht, ist eine reiche Flora und Fauna zu bestaunen.
Der mächtige Lapacho Negro, verschiedenste Edelhölzer, Bambus, Guaven und Papayas, Ficusgewächse und faszinierende Orchideen, Lianen und andere Kletterpflanzen, Malven und Palmen bilden der Rahmen für die Fälle.
Schmetterlingen in allen Farben, Vögel wie Papageien, Kolibris, Spechte, Tukane, Geier und der Pfefferfresser bevölkern die Bäume. Freche Nasenbären versuchen bei unvorsichtigen Touristen Esswaren zu ergattern (Wehe, wenn sie rudelweise auftauchen..., also die Nasenbären natürlich). Wilde Meerschweinchen und auch mal ein Leguan kreuzen die Wege und mit Glück lässt sich ein Kapuziner- oder vielleicht ein Brüllaffe beobachten.
Um Tapire, Wasserschweine, Jaguare, Pumas, Yacares (Brillenkaiman) und ähnlich kuschelige Tiere zu sehen, braucht es aber neben Glück auch Mut und viel Zeit. Ausserdem findet man sie eher abseits der Pfade und dann noch in der Nacht...

Je nach Tageszeit und Witterung sind zudem kleine, sechsbeinige, geflügelte Blutsauger unterwegs. Ein guter Mückenspray ist deshalb kein unnötiger Ballast.

Cataratas_Coati
Cataratas_Coati
 
Cataratas_Yacare
Cataratas_Yacare

Sowohl die geografische Ausdehnung der Fälle, wie auch die Vielfalt der Eindrücke lassen einen zwei- bis mehrtägigen Aufenthalt empfehlenswert erscheinen. Während ein Tag auf der brasilianischen Seite für das Betrachten des Panoramas der Fälle und vielleicht auch für den Besuch eines nahe gelegenen Vogelparks genügt, sollte für das Erkunden der Fälle aus der Nähe und des Urwaldes auf der argentinischen Seite mindestens ein Tag, besser zwei Tage vorgesehen werden.

 
Infos: Empfehlenswert:
  • Lage: 25°25'S, 54°10'W
  • Geöffnet:
    (April-September) 8:00 - 18:00 Uhr
    (Oktober-März) 7:30 - 18:30 Uhr
  • Winter ca. 15°C, Sommer ca. 30°C, 80% rel. Luftfeuchtigkeit
  • Gutes Schuhwerk
  • Sonnen- und Regenschutz
  • Mückenspray
  • Genügend Zeit
 

Ruinen, aber was für welche

Auch in Misiones, rund 260 km weiter südlich von Iguazú und bereits sehr in unserer Nähe, befindet sich ein weiteres Welterbe. Ebenfalls 1984 nahm die UNESCO die Jesuitenreduktionen in Misiones in die Liste des Weltkulturerbes auf. Darunter ist die grösste und die am besten erhaltene Reduktion diejenige von San Ignacio.

Anno 1610 gründeten die Jesuitenpaters José Cataldino und Simón Masceta die Siedlung und bauten sie im Laufe der Zeit mit den Guaraní-Indios aus. In der Blütezeit des Ortes um 1730 lebten hier etwa 4000 Personen (Missionare und Indios). Diese Reduktion hatte bis ins 19. Jahrhundert Bestand. 1817 wurde sie dann von Paraguayanern zerstört.

San-Ignacio-01
San-Ignacio-01
San-Ignacio-02
San-Ignacio-02
San-Ignacio-03
San-Ignacio-03

In den 40-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen weitgehend freigelegt und teilweise restauriert, beziehungsweise gegen den weiteren Zerfall geschützt.

Heute können diese noch heute teilweise imposanten Bauwerke besichtigt werden. In einem angegliederten Museum lassen sich interessante Informationen über die Geschichte der Jesuitenreduktionen, die handwerklichen Arbeiten der Indios und über die Ausgrabungen und Restaurationsarbeiten erfahren.

Von uns aus lässt sich San Ignacio bequem während eines Tagesausflugs besuchen. Da bleibt auch noch Zeit offen, die Umgebung von San Ignacio, welches direkt am Rio Parana liegt, zu erkunden.

San-Ignacio-04
San-Ignacio-04

Die Unterstützung des lokalen Gesundheitswesens

Zurzeit beschränkt sich das Engagement auf die üblichen Lieferungen von Verbrauchsmaterialien an die Salitas in Guaraní, Tamanduá, Los Helechos und Sargento Cabral.

Auch diesmal dürfen wir an dieser Stelle für die weiterhin eingegangenen Spenden Danke sagen!

Fortsetzung im nächsten Newsletter...

Die örtliche Schule hat es auch nötig

"Juan Enrique Pestalozzi", oder profaner ausgedrückt, "Escuela provincial NO 525", so heisst die Schule, welche sich direkt unserem Grundstück gegenüber befindet. Gegründet und gebaut wurde sie 1964 - nach etlichem Hin und Her mit den Provinzbehörden - von den hier ansässigen Schweizer Kolonisten, darunter verschiedene Verwandte von Beatriz. Sie wollten mit der neuen Schule ihren Kindern den bis anhin langen und beschwerlichen Schulweg (teilweise über 5 km Fussmarsch) ersparen.
Beatriz selbst gehörte zu den ersten Schülern und absolvierte hier ihre ersten sieben Schuljahre.
Durchschnittlich besucht heute eine Schar von 60 bis 70 Kindern den Unterricht.

Wohl stellt der Staat das Lehrpersonal und hat die Gebäude im Laufe der Zeit erweitert, aber mit dem Unterrichtsmaterial hapert es teilweise massiv.

Escuela-525
Escuela-525

So hat Beatriz begonnen, diese Schule dank eigens dafür eingegangenen Spenden (mehrheitlich von Lehrern...) mit Schulbüchern, Bastelmaterial und Spielsachen zu versorgen.

Gregorio, ein Bruder von Beatriz ist Lehrer in einer etwas abgelegenen Schule, welche vornehmlich von Indiokindern besucht wird. Dort sind die Schulmittel ebenfalls sehr beschränkt.
Und so kommen Mittel aus den Spenden unter anderem für die Anschaffung von Büchern oder das Anlegen eines Schulgartens gerade recht. Gregorio möchte die Kinder auch lehren, wie hilfreich es ist, sich selbst mit Gemüse, Salat, Früchten und Anderem versorgen zu können.
Wir sind der Ansicht, eine gute Schulbildung kann helfen, in Zukunft gesundheitliche Probleme, welche zum Beispiel durch Fehlernährung entstehen, zu vermeiden. Deshalb möchten wir die Unterstützungstätigkeit für diese zwei Schulen auch weiter fortsetzen.

Sammelsurium

  • In diesem Jahr durften wir schon zweimal Gäste aus der Schweiz bei uns willkommen heissen und die nächsten werden in einigen Wochen erwartet. Auch für den kommenden Januar haben sich schon Gäste aus dem fernen Europa angekündigt.
  • Rainer ist weiterhin nur ein halber Mensch, seine argentinische Identitätskarte (DNI, siehe die vorhergehenden Newsletters) befindet sich, wenn überhaupt (?), irgendwo in den sehr langsam mahlenden Mühlen der argentinischen Verwaltung...

Das war der sechste "Newsletter". Wir hoffen, er hat interessiert und gefallen. Wir freuen uns, wie jedes Mal, auf Reaktionen.

Wann der nächste Newsletter publiziert werden wird, ist noch offen. Wir werden wieder rechtzeitig mit einem Rundmail informieren, wenn es soweit ist.

Bis zum nächsten Mal und herzliche Grüsse aus dem fernen Süden
Beatriz Schegg de Winkler und Rainer Winkler

Dieser Newsletter ist auch als PDF verfügbar.